Autor Thema: How-To: Mysterium CarPC  (Gelesen 17084 mal)

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How-To: Mysterium CarPC
« am: 10. August 2006, 22:33:05 »
Da immer mehr Leute dem Trend zum CarPC folgen und dementsprechend auf der Suche nach Informationen sind, will ich hier mal ein kleines und ausbaufähiges Tutorial zum Thema CarPC schreiben. Die Eiskaltmacher sind ja am Thema PC nicht ganz unbeteiligt :D

So, wo fange ich am besten an... bei der

1) Stromversorgung

Es gibt zwei grundlegende Ansätze zur Versorgung der EDV im Auto, kommt natürlich auf den Geldbeutel des Besitzers und den Leistungshunger der Komponenten an.

  • Wechselrichter
  • DC/DC-Wandler


Der erste ist wohl mit der einfachste und billigste Weg, wenn schon alte Komponenten vorhanden sind und der Einbau vergleichsweise schnell gehen muss. Der Wechselrichter erzeugt aus der "12V" (dazu später mehr) Bordspannung mehr oder weniger saubere 230V Wechselspannung. Dabei wird versucht, dem Sinus-Verlauf des Stromnetzes möglichst nahe zu kommen. Billige Wechselrichter erzeugen ein Rechtecks-Signal, welches eigentlich nur ein Umpolen der Spannung mit 50Hz darstellt.
Etwas bessere Geräte erzeugen einen modifizierten Sinus, und hier liegt es meinst am Preis wie stark der Sinus modifiziert ist. Das kann von besseren Rechtecksgeneratoren bis zu feinen Trapezverläufen gehen.
Am oberen Ende der Preisklassen befinden sich mikroprozessor-gesteuerte Sinuswechselrichter, die einen exakteren Sinus erzeugen als das herkömmliche Stromnetz. Allerdings auch zu stolzen Preisen...

Rein vom Prinzip her spricht viel für die Wechselrichter. Einfach an der Batterie angeklemmt, 230V im Auto erzeugt und man kann alles anschließen, was man möchte, auch weniger PC-typische Geräte. Man braucht kein neues Netzteil zu kaufen, wenn man zB den alten Rechner vom Keller weiterverwenden möchte. Einfach anstöpseln und läuft.

Soweit die Theorie.
Natürlich bringt der vermeintlich einfachste Weg Probleme mit sich. Da wäre zuerst die Unwirtschaftlichkeit der Wechselrichter. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Spannung zuerst auf 230V hochgeregelt wird, um dann im PC-Netzteil wieder auf die Klein-Gleichspannungen 12V, 5V und 3,3V heruntertransformiert zu werden. Wechselrichter und Netzteil arbeiten nicht ideal, dh es wird in beiden Geräten Leistung unnötig verheizt. Die will natürlich auch gekühlt werden. Wechselrichter arbeiten bei optimaler und vor allem konstanter Last mit Wirkungsgraden von 90%. Im Alltag ist aber weder die Last konstant noch optimal. Bei den Netzteilen das gleiche, nur wenn sie nahe der maximalen Last betrieben werden arbeiten sie mit dem höchsten Wirkungsgrad von 90%. Das ergibt einen gesamten Wirkungsgrad von höchstens 80%, der Rest wird in Wärme umgesetzt.

Ein weiterer Nachteil sind die häufig auftretenden Störgeräusche, insbesondere wenn der Wechselrichter eher billigerer Bauart ist ;)
Das äußert sich in einem Summen oder Brummen aus den Boxen des Autos, der Effekt verstärkt sich noch wenn das Audiosignal über eine Endstufe läuft.

Der Platzbedarf von Wechselrichter und Netzteil zusammen ist auch nicht zu vernachlässigen, gerade bei der Kleinwagenfraktion...

Eine 0815 Lösung, die nicht immer hält was sie an Unkompliziertheit vorgaukelt.
Zusammenfassend gesagt, die Wechselrichter sind Pfuschwerk ;)


Nun sind da noch die DC/DC-Wandler. Sie umgehen den Sprung auf die 230V, indem sie direkt aus der Bordspannung durch PWM eine stabile Ausgangsspanung erzeugen. Fast von selbst versteht sich, dass sie kleines und wirtschaftliches als oben genannte Variante arbeiten.
Diese Wandler sind in verschiedenen Versionen erhältlich, je nach Leistungsbedarf.
Für "kleine" CarPC's der Pentium3-Klasse vollkommen ausreichend, sind die kompakten und bekannten Netzteil M1-ATX und M2-ATX. Das M1 bietet bis zu 90W, das M2 160W. Damit lassen sich sogar PCs mit Athlon und Sempron Prozessoren betreiben, sofern die Kernspannung und der Takt reduziert wurde. Diese beiden Netzteile decken das gros der CarPCs ab, wer mehr Leistung benötigt muss sich nach den 250W-Varianten umsehen. Diese Netzteile sitzen in normalen PC-NT Gehäusen, haben jedoch einen Gleichstromeingang. Damit kann man wohl jede beliebige Hardwareim Auto betreiben, von einer Cray mal abgesehen ;)

Die beiden erstgenannten, M1 und M2, bieten einen Eingangsbereich von <7V bis 18V, so dass der PC auch während des Motorstarts weiterlaufen kann. Weiherhin besitzen sie eine integrierte Logikschaltung, die 5s nach Anschalten der Zündung den PC bootet. Im Fahrbetrieb verhalten sich die beiden wie ein normales PC-NT. Wird die Zündung ausgeschaltet, kann man per Jumper einstellen, wielange der PC noch anbleiben soll, etwa um mp3's zu synchronisieren. Danach wird der PC innerhalt eines 45s Zeitfensters heruntergefahren. Sollte sich der Rechner beim Shutdown aufhängen, wird der Strom nach 45s "hart" abgeschaltet, der PC kann also die Batterie nicht leersaugen.
Außerdem kann eingestellt werden, ob und wie lange das Netzteil den PC mit der 5V Standby Spannung versorgen soll. So kann der PC zB nachts im Standby bleiben, bei minimalem Stromverbrauch. Am nächsten Tag ist er sehr schnell wieder einsatzbereit.
Zu guter Letzt bieten die beiden Netzteile eine Wächterfunktion, die den PC bei einer Batteriespannung <11V herunterfährt, um eine Tiefentladung des Akkus zu vermeiden.

Um nun länger unabhängig vom Motor surfen/arbeiten/zocken/navigieren/whatever zu können, bauen viele Anwender eine zweite Batterie ein. Hier muss entweder ein sog. Blei-Gel Akku eingesetzt werden, oder der Batterie vom Typ eines normalen Starterakkus muss ein Rohr ins Freie gelegt werden. Denn werden die herkömmlichen Akkus mit hohen Strömen geladen, besteht die Gefahr dass sie anfangen zu gasen. Es wird Sauerstoff frei, der den Akku im schlimmsten Fall zum Platzen bringen kann. Deswegen wird in der Regel zu den genannten Blei-Gel Akkus gegriffen!
Im Fahrbetrieb wird sie ebenfalls wie der Startakku von der Lichtmaschine geladen. Bei stehendem Motor sorgt ein sogenanntes Trennrelais für getrennte Stromkreise, so dass im Zweifelsfall nur die Akku des CarPCs leer ist und das Auto sich weiterhin starten lässt.
Immens wichtig bei dieser Variante sind nicht nur dicke Kabel (unter 35mm² Querschnitt läuft gar nichts, wenn sich die Hauptbatterie im Motorraum und der zweite Akku zB im Kofferraum befinden), sondern vor allem Sicherungen.
Die erste Sicherung muss innerhalb der nächsten 30cm nach der Batterie kommen, wenn zwei Batterien eingesetzt werden dementsprechend auch zwei Sicherungen im Ladekabel von Startakku zu CarPC-Akku. Bei Nichtbeachten dieser Vorschrift riskiert man nicht nur einen sehr teuren Kabelbrand, sondern auch gleichzeitig den Versicherungsschutz und die eigene Gesundheit.

Der dicke Kabelquerschnitt ist deswegen wichtig, falls der CarPC-Akku mal komplett entladen werden sollte. Dann nämlich wird bei Schließen des Relais ein großer Ladestrom fließen. Weiterhin entstünde an einem zu dünnen Kabel ein nicht zu vernachlässigender Spannungsabfall, so dass die weiter entfernte Batterie nicht genug Ladestrom erhalten würde.

Nochmal zu den Sicherungen: Wie gesagt, auf den ersten 30cm nach der Batterie muss die Sicherung sitzen. Sie sollte einen etwas kleineren Wert aufweisen, als das Kabel an maximalem Dauerstrom verträgt. Sollte eine Reduzierung im Leitungsweg auftreten, muss wiederum die Sicherung an der Reduzierstelle angepasst werden.

Eine Tabelle zu den passenden Sicherungen, je nach Querschnitt, findet ihr hier.

Anzumerken wäre noch folgendes:
Der allgemeine Irrglaube, im Bordnetz eines Auto würden zu jeder Zeit exakte saubere 12V herrschen, ist falsch. Die tatsächliche Spannung kann von weit unter 0V bis weit über 12V schwanken, so extrem natürlich nur kurzzeitig.
Wenn der Motor läuft, erzeugt die Lichtmaschine (auch Drehstromgenerator genannt) eine Spannung von 14,4V um erstens den Akku zu laden und zweitens die nötige Energie für das Auto bereitzustellen (Zündanlage, Licht, Kraftstoffpumpe, Steuergerät, etc, pp).
Wenn der Motor nicht läuft, hat der Akku eine Leerlaufspannung von 12V bis 13V. Wird der Motor mit dem Anlasser durchgedreht, sinkt die Spannung auf 7V bis 8V ab. Wenn ein Relais loslässt wird eine negative Spannung im Bordnetz induziert, diese kann schon mal -100V erreichen. Sollte gar der LiMa-Regler einen Wackelkontakt aufweisen, sind Spannungsspitzen von +100V "drin".

Ich erwähne das, weil viele TFTs nur einen 12V Eingang haben und meist kein KFZ-Adapter mitgeliefert wird. Man könnte dann auf die Idee kommen, das TFT direkt ans Bordnetz zu hängen. Dh, man wird über kurz oder lang einen ansehnlichen Batzen Geld in ein Häufchen Elektronikschrott verwandeln ;)

Geeignete Schutzmaßnahmen wären zB Spulen gegen hochfrequente Nadelimpulse, Kondensatoren zum Ausgleichen von Schwankungen und Linearregler wie zB der 7812, um eine konstante Ausgangsspannung zu erzeugen.
Natürlich gilt auch hier: SIcherung nicht vergessen!

Edit: Ich hab noch zwei links zu den manuals von M1 und M2

[An dieser Stelle gehts demnächst weiter, die Rechtschreibfehler um diese Zeit häufen sich einfach zu stark ;); Ich habe bewusst auf Bilder verzichtet, Danke an den Abmahnwahnunsinn...]
« Letzte Änderung: 14. September 2006, 17:11:56 von Master Luke »
greeeetz Stefan


Offline dennisstrehl

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #1 am: 11. August 2006, 05:44:23 »
"Billige Wechselrichter erzeugen ein Rechtecks-Signal, welches eigentlich nur ein Aus- und Einschalten der Spannung mit 50Hz darstellt."

Stimmt so nicht ganz. Die Spannung wird umgepolt, nicht ausgeschaltet.

"Bei den Netzteilen das gleiche, nur wenn sie nahe der maximalen Last betrieben werden arbeiten sie mit dem höchsten Wirkungsgrad von 90%. Das ergibt einen gesamten Wirkungsgrad von höchstens 80%, der Rest wird in Wärme umgesetzt."

Die von Seasonic erreichen Wirkungsgrade von max. 80% (kann auch sein, dass ich da nicht auf dem neuesten Stand bin). Billignetzteile können Wirkungsgrade von 60% und weniger haben.

Die Idee, den zweiten Akku per Relais an den ersten zu klemmen, führt, wenn der Zweitakku leer ist und dann angeklemmt wird, zu einem extrem hohen Ausgleichsstrom und entsprechender Erwärmung. Davon sind nicht nur die kabel betroffen, sondern auch die Batterie selber. Als wir mal beim Überbrücken bei einer nicht mehr anspringenden Karre das Überbrückungskabel nach dem Motorstart einfach noch nen Moment drangelassen haben, hat's den Akku nach ner Zeit zerfetzt (durch Gasung entsteht Überdruck => Bumm). Glücklicherweise stand da gerade niemand daneben.

MfG
« Letzte Änderung: 11. August 2006, 10:27:40 von dennisstrehl »

Offline Phreak Show

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #2 am: 11. August 2006, 11:23:52 »
Aua...

Hast natürlich recht mit dem Rechteckssignal, hätte gestern um die Zeit ned noch anfangen sollen ;)

Aber die Idee mit den per Relais gebrückten Batterien ist durchaus praxistauglich, ich kenne genug Leute die das atm so im Auto rumfahren. Die Dinger gasen bei hohen Strömen, das ist richtig.
Ich hätte wohl erwähnen sollen, dass aufgrund eben dieser Gasung im Innenraum entweder nur Blei-Gel Akkus oder normale Starterakkus mit Gasungsrohr ins Freie verbaut werden dürfen.
Blei-Gel Akkus gasen deutlich weniger, denn innerhalb des nun nicht mehr flüssigen Elektrolyten bilden sich kleine Gaskanälchen aus, das Gas bleibt drin.

Normalerweise haben die Akkus alle ein Überdruckventil, das einzige was normalerweise zur Explosion führt ist, dass an je einer Elektrode Wasserstoff bzw Sauerstoff gasen. Beim Abklemmen des Überbruckungskabels ein Fünkchen, und bumm ;)
greeeetz Stefan


Offline nemon

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #3 am: 11. August 2006, 13:08:56 »
schaltnetzteile für computer kommend erzeit auf maximal etwa 85% effizienz, dies aber nur in besonderen lastverhältnissen, in der regel etwa 70-80% der maximallast. bei stärkerer auslastung sinkt die effizienz ein wenig, bei niedriger auslastung geht die effizienz sehr stark in den keller. es gibt auch atx-netzteile für den direkten betrieb an 12 oder 24 volt, deren effizienz kenne ich aber nicht. die haben in der regel einen recht großen eingangsspannungsbereich, dass auch beim starten des motors oder maximaler ladespannung keine trewnnung von der primärseite erfolgen sollte.reichelt führt beispielsweise zwei solche netzteile.

zu spannungswandlern von 12v= auf 230v~: es gibt im großen und ganzen drei typen:
1) die oben angesprochenen mit rechteckspannung als ausgangsform
2) sinusähnliche ausgangsspannung
3) sinuswelle als ausgangsspannung

zu 1: nicht zu empfehlen, schaltnetzteile sind dafür ausgelegt, an halbwegs sauberer speisespannung betrieben zu werden. dafür sind die geräte am billigsten, da sie sehr einfach zu realisieren sind (H-brücke mit trafo)
zu2: schon besser, hier wird die sinuskurve in treppenstufen angenähert, was für den betrieb von pc-netzteilen ausreichen sollte, da deren PFC dem wandler entgegenkommt durch anpassung der stromaufnahme.
zu3: teuerste lösung, aber auch die hochwertigste: mit einer aktiven regelung wird der sinus manchmal sogar sauberer nachgebildet, als der sinus aus dem öffentlcihen stromnetz.

allgemein: wenn über die effizeinz von 230v pc-netzteileng eredet wird, muss im falle des autocomputers noch der wandlungsverlust im wechselrichter hinzuaddiert werden.

Offline Phreak Show

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #4 am: 11. August 2006, 14:41:20 »
Machen wir mal weiter mit...

2) Rechtlicher Hintergrund

In vielen Foren ranken sich seitenweise die Threads zum Thema "Was sagt der Tüv dazu" und "Was passiert bei einer Kontrolle" oder sogar schon "Monitor an = Führerschein Weg?.

Schauen wir doch mal von Anfang an, was Sache ist.

Bei der Stromversorgung hatte ich es schon erwähnt, die Sicherung des Stromkreises. Das Wichtigste nochma kurz zusammengefasst:

  • Sicherung innerhalb der ersten 30cm nach der Batterie
  • Weitere Sicherungen immer bei Reduzierung des Kabelquerschnitts
  • Sicherung passend zum Kabelquerschnitt wählen
  • Kabel entsprechend der maximalen Stromstärke des zu versorgenden Geräts wählen
  • Verlust des Versicherungsschutzes bei Pfusch-Einbauten!!

Natürlich sollte man immer ein wenig Reserve bei der Wahl des Kabels einplanen, es kommt vor dass die KFZ-Flachsicherungen sehr träge auslösen und das Kabel zB an einer angekratzten Stelle schon am schmoren ist, bevor die Sicherung auslösen kann.

Die erste Hürde ist damit schonmal genommen, bisher alles eindeutig geregelt.

Weiter gehts mit einem etwas pikanteren Thema. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass jegliche mit dem Bordnetz verbundene Elektrik oder Elektronik eine Prüfung auf elektromagnetische Verträglichkeit (das sog. EMV-Gutachten) bestanden hat.
Das Problem ist, nur bestimmte Tüv-Stellen in Deutschland führen solche Tests durch und, unnötig zu erwähnen, diese Tests sind schweineteuer.
Glücklicherweise ist das nur bei Fahrzeugen, die eine Erstzulassung nach dem 1.1.2001 hatten, vorgeschrieben :D
Weiterhin müsste meines Wissens nach sämtliche Hardware so ne Prüfung hinter sich haben. In der Praxis schert sich niemand drum, wurde selbst schon kontrolliert. Wenn allerdings der CarPC unerklärlicherweise den Airbag auslöst, wird man höchstwahrscheinlich in arge Erklärungsnöte kommen!

Dann muss natürlich gewährleistet sein, dass die gesamte Hardware (vor allem das TFT) fest und sicher verbaut sind, auch im Falle eines Unfalls! Sicher ist nicht, das TFT aufs Armaturenbrett zu legen oder mit Panzertape festzukleben. PC-Komponenten auf der Hutablage sind ebenfalls nicht sicher.
Der Monitor darf sich nicht im Aufblasbereich des Airbags befinden, dies könnte ansonsten zu umherfliegenden TFTs führen ;)

Viele sind sich nicht sicher, ob der Monitor während der Fahrt eingeschaltet werden darf und was er zeigen darf. Da berufe ich mich nun auf §23 der StVO.

Zitat
(1) Der Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, daß seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden. Er muß dafür sorgen, daß das Fahrzeug, der Zug, das Gespann sowie die Ladung und Besetzung vorschriftsmäßig sind und daß die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung oder die Besetzung nicht leidet [...]. (§ 17 Abs. 1).

Das heißt im Klartext, dass das TFT natürlich eingeschaltet werden darf. Ansonsten wäre jedes ab Werk verbaute Navigationsgerät in den Ober- und Mittelklassewagen illegal. Erlaubt sind statische Frontends und Skins, zB für WinAmp oder den WMPlayer. Erlaubt ist natürlich auch eine Navigationsführung mit aktuell gehaltenem Kartenausschnitt, da die Aktualisierung langsam erfolgt.
Verboten dagegen sind: Visualisierungen der Musik, Videos bzw DVDs oder im Allgemeinen schnelle Bildfolgen.
Es muss eben ausgeschlossen werden, dass der Fahrer abgelenkt wird. Und ohne Filme verhält sich der CarPC wie ein bessres Radio.
Wer durch die Radio-Bedienung abgeklenkt ist und einen Unfall baut, ist genauso dran als hätte er am TFT rumgedrückt.

Das bezieht sich natürlich nur auf den Fahrbetrieb, im Stand bei ausgeschaltetem Motor trifft das natürlich nicht zu. Da ist das alles erlaubt!

Aus §23 geht auch hervor, dass das TFT nicht überall verbaut werden darf, denn die Sicht darf nicht beeinträchtigt werden. Im Klartext heißt das, dass die Oberkante des TFTs nicht in den Sichtbereich der Frontscheibe hineinragen darf!

Noch ein Wort zur Lichtwirkung nach außen:
Im Stand ist alles zulässig, bis auf gelbes oder blaues Blinklicht. Während der Fahrt darf keinesfalls weißes Licht nach hinten abgestrahlt werden. Außerdem ist es nicht erlaubt, dass direktes Licht nach draußen tritt.
Glücklicherweise ist direktes Licht bei TFTs schon durch die Bauart ausgeschlossen. Denn TFTs haben eine Hintergrund-Beleuchtung, die erst das Panel durchstrahlt. Daher keine direkte Lichtwirkung nach außen!

Da viele CarPCs durchaus auch zum Schwarzsurfen mittels Wlan benutzt werden, noch kurz zu dem Thema:
Wer mal mit eingeschaltetem Scanner (sehr gern verwendet: Network Stumbler) durch nen Ort oder gar eine größere Stadt fährt wird feststellen, dass mindestens 2/3 der gefunden Funknetzwerke unverschlüsselt sind und sperrangelweit offen stehen.
Wer sich in ein solches Wlan einloggt und schwarz surft, begeht nach §265a StGB kein "Erschleichen von Leistungen". Er nutzt zwar unentgeltlich den Anschluss des "Anbieters", kann aber nicht feststellen ob dieser den Anschluss gewollt offen stehen lässt oder dies nur aus Unachtsamkeit geschieht. Er könnte höchstens vom "Betreiber" zivilrechtlich verfolgt werden, dh der Anbieter könnte ein Nutzungsentgelt einklagen.

Wer sich allerdings mit einschlägigen Tools an das Cracken der schwachen WEP Verschlüsselung macht oder gar einen Bruteforce-Angriff auf das bessere WPA startet, macht sich nach §265a StGB dem "Erschleichen von Leistungen" strafbar.
« Letzte Änderung: 11. August 2006, 21:40:45 von Phreak Show »
greeeetz Stefan


Offline Master Luke

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #5 am: 11. August 2006, 21:28:15 »
boah, was ist den ndas fürn scheiss zitat aus der stvo!?! -> stichwort gehör.  :ugly:

 :evilsmoke:


btw: ich fahre mit 2 batts rum:
1 säure vorne 1 gel hinten. ich benutze KEIN relais, gerade wegen den hohen einschaltströmen.  verbunden sind sie mit 35mm² und natürlich mit 2 ANL-sicherungen mit je *kopfkratz* 100A.


gruß ML

ps: bis dato konnte ich deinem gut artikel folgen. wenn du fragen noch zum strom etc. hast, dann frag. ;)
« Letzte Änderung: 11. August 2006, 21:34:44 von Master Luke »

Offline Phreak Show

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Re: How-To: Mysterium CarPC
« Antwort #6 am: 17. August 2006, 17:19:29 »
3) Hardware

Dieses Kapitel wird recht knapp ausfallen, denn der CarPC kann nach eigenen Vorlieben und Geldbeutel-Volumen zusammengestellt werden.
Dennoch gibt es verschiedene Ansätze zur Realisierung:

  • altes (oder natürlich auch neues) Notebook
  • normales ATX oder µATX aus dem Desktop-Bereich
  • HP ePC (auch Vectra genannt)
  • VIA's Epia-Boards auf MiniITX-Basis

Natürlich haben die jeweils Vor- und auch Nachteile. Gehen wir's der Reihe nach durch:

Die Notebook-Variante hat natürlich den Vorteil, dass man das Lappi auch außerhalb des Autos benutzen kann, wenn man ein nicht allzu altes Modell wählt. Für viele Modelle sind bei eBay günstige Dockingstationen im Angebot, so dass im Auto noch weitere Hardware nachgerüstet werden kann, wie zB eine größere Festplatte oder weitere PCMCIA-Slots. Weiter ist es von Vorteil, dass Notebooks in der Regel auf konsequentes Stromsparen ausgelegt sind, was dem Benzinverbrauch zugute kommt. Auch kann der vorhandene Akku genutzt werden um kurze Standzeiten zu überbrücken, ohne die Batterie zu belasten. Netzteile speziell für den Betrieb im Auto (sind auch nur DC/DC-Wandler, daher keine Erwähnung bei der Stromversorgung) gibt's wie Sand am Meer und zu erschwinglichen Preisen. Wenn man ein Notebook mit Riss im Display kauft, drückt das natürlich auf den Preis und man bekommt flotte Hardware sehr günstig. Außerdem sind Notebooks sehr kompakt.

Kommen wir zu den Nachteilen. Besonders wer alte Notebooks kauft, dem wird schnell die mangelnde Aufrüstbarkeit ein Dorn im Auge sein (Erfahrung des Autors). Zwar kann man USB 2.0, Wlan, ordentlichen Sound oder Bluetooth per PCMCIA nachrüsten, aber die Preise für diese Karten übersteigen jene für gewöhnliche PCI-Karten um ein Vielfaches. Des Weiteren kann es sein, dass der Notebook-Chipsatz wählerisch im Bezug auf RAM ist und sich nur pretested Module einsetzen lassen (so geschehen beim Tecra des Autors), welche entsprechend teuer sind.
Was auch häufig bei Notebooks bemängelt wird, ist die schlechte Qualität des VGA-Ausgangs für externe Monitore.


Weiter geht's mit dem Standard-Equipment, den ATX und µATX Boards. Von Vorteil ist, dass häufig schon viele Komponenten vorhanden sind oder sich leicht gebraucht bei eBay beschaffen lassen. Der etwas höhere Platzbedarf ist natürlich nicht zu übersehen, besonders und der Höhe der Gehäuse, wenn zusätzliches PCI-Karten eingesetzt werden sollen. Dies sollte bedacht werden, wenn der PC unter den Sitz wandern sollte...
Die Hardware ist leicht austauschbar, und vor allem aufrüstbar. Auch ist hier die größtmögliche Kompatiblität zu alternativen Betriebssystemen gegeben.

Vielen bekannt, die kompakte PC-Serie von HP, e-PC oder e-Vectra genannt. Sind eigentlich komplette PCs in eigenen Gehäusen, daher nicht beliebig aufrüstbar. Viele dieser Geräte sind günstig bei eBay zu haben.
Die Stromversorgung gestaltet sich je nach verwendeter Modellserie etwas "tricky", da neben 12V auch 19V benötigt werden und der passende Stecker selten ist. Da müsste man zwei Netzteile koppeln um die benötigten Spannungen zu erzeugen, wenn man auf die Wechselrichter-Geschichte verzichten möchte.
Wer sich mit Netzteiltechnik auskennt, ist hier sicher gut aufgehoben, zumal diese Geräte recht kompakt sind.

Zuletzt gibts noch die allseits bekannte Epia-Serie von Via. Auf den Platinen im MiniITX-Format ist alles untergebracht was zu einem PC dazugehört. Weiterhin ist ein PCI-Slot mit an Bord, und je nach Modell auch PCMCIA-Slots.
Leider ist die Performance der eingesetzten CPUs nicht überragend, jeder Pentium 3 mit ein paar hundert MHz weniger ist schneller. Zudem lassen sie sich schlecht erweitern
Dagegen sind sie sehr überlegen, wenn es kompromisslos ums Platzsparen geht. Kleiner gehts wirklich nicht. Der Energiebedarf ist ebenfalls erfreulich niedrig.


Was die Displays angeht, ist in der 7'' oder 8'' Klasse für jeden was dabei. Dabei sind Hersteller wie Xenarc, Lilliput oder Hami zu nennen. Für die Preisbewussten CarPCler gibts das TM-868 (zB von pollin, oder bei ebay), welches leider nur eine native Auflösung von 640x480 liefert. Es gibt mittlerweile einen Nachfolger, mit nativ 800x600. Größere Displays machen natürlich Probleme bei der Integration in die Mittelkonsole.

Der Basis-PC kann nun nach eigenem Gusto mit verschiedenen Accessoires aufgewertet werden, das Spektrum ist breit gefächert. Hier nur ein paar Anregungen:

  • GPS-Empfänger
  • kabellose Tastatur
  • Rückfahrkamera
  • Fernbedienung
  • Bluetooth, zB zum Freisprechen am Handy
  • WLAN-Empfänger, sehr praktisch beim Warten des PCs von heimichen Rechner aus
  • Relaiskarte am Paralllelport, zB für Fensterheber-Steuerung
  • zusätzliche Soundkarte für vollaktiven 7.1 Sound
  • OBD2-Adapter, zur Anzeige von Motordaten
  • etc, es gibt nichts was es nicht gibt
greeeetz Stefan